Ständig in der Natur unterwegs, immer das schönste Licht und traumhafte Motive an den spektakulärsten Orten der Welt. So stellen sich viele das Leben eines Landschaftsfotografen vor. Und ganz ehrlich: Wäre es wirklich so, wäre es auch mein absoluter Traum. Aber die Realität ist eine andere. Heute möchte ich dir erzählen, wie es wirklich ist, mit der Landschaftsfotografie (mindestens) nebenberuflich seinen Lebensunterhalt zu verdienen – und warum diese Arbeit gleichzeitig wunderschön, fordernd, manchmal anstrengend und immer wieder überraschend ist.

Der Alltag – alles außer „nur fotografieren“

Viele denken, ich stehe jeden Tag mit der Kamera in der Hand in der Natur. Tatsächlich bin ich, wenn ich ehrlich bin, nur einen kleinen Teil meiner Arbeitszeit tatsächlich draußen am Fotografieren. Der Rest meiner Arbeitszeit besteht aus Aufgaben, die kaum jemand sieht: Dazu gehören Marketing, Kundenakquise, Bildbearbeitung, Buchhaltung, die Planung von Workshops und Fotoreisen, die Organisation von Genehmigungen, die Kommunikation mit Auftraggebern, die Pflege meiner Website und die Arbeit in den sozialen Medien.

Ein typischer Arbeitstag existiert bei mir kaum, da er sich nach Projekten, Aufträgen und natürlich dem Wetter richtet. Morgens starte ich meist mit einer Tagesplanung: Welche Termine stehen an? Welche Bilder müssen bearbeitet oder ausgeliefert werden? Gibt es Anfragen, die beantwortet werden müssen? Oft sitze ich mehrere Stunden im Büro, schreibe Konzepte, organisiere Reisen oder plane Routen für Fotoworkshops. Wenn mir unterwegs neue Ideen für Patreon, den Blog oder Workshop-Konzepte einfallen, notiere ich sie sofort in mein Handy, denn Inspiration hält sich selten an Bürozeiten.

Und dann ist da noch die Zeit, die für viele nicht nach Arbeit klingt, die aber enorm anstrengend sein kann: Stundenlang bin ich im Auto, im Zug oder im Flugzeug unterwegs, bin in Flughäfen und muss Umstiege und manchmal auch stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das ist Teil des Jobs – und auch das sieht man auf Instagram natürlich nicht.

Fotoreisen – kein Urlaub, sondern Arbeit auf höchstem Niveau

Ein besonders großer Mythos: „Du hast ja bei Fotoreisen Urlaub an den schönsten Orten der Welt.“. Klingt nett, aber das ist weit entfernt von der Realität. Wenn ich mit Teilnehmern unterwegs bin, bin ich fast rund um die Uhr im Einsatz. Ich plane die Fotospots, checke alle vier bis fünf Stunden das Wetter, achte auf Lichtstimmungen und Sonnenstände. Ich organisiere Transfers, kümmere mich um gemeinsame Mahlzeiten und gebe vor Ort fotografisches Coaching.

Nicht selten beginnt der Tag um 5 Uhr morgens und endet um 22 Uhr – mit einer kurzen Mittagspause von vielleicht drei Stunden. Wir fahren zu Spots, richten uns nach den Lichtbedingungen, und ich habe immer die Gruppe im Blick. Die Sicherheit der Teilnehmer steht an erster Stelle, und ich muss Zeitpuffer einplanen, damit wir nicht im letzten Moment hetzen müssen.

Erst in den letzten Tagen einer Reise habe ich manchmal selbst etwas mehr Zeit zum Fotografieren, weil die Teilnehmer dann sicherer geworden sind. Aber der Hauptgrund, warum ich das mache, ist nicht mein Portfolio – es ist die Leidenschaft, anderen zu zeigen, wie unglaublich schön die Natur ist und wie man diese Momente fotografisch festhalten kann.

Kreative Blockaden – auch das gehört dazu

So sehr ich die Landschaftsfotografie auch liebe, so ehrlich muss ich sagen: Es gibt Phasen, in denen es einfach nicht läuft. In den Jahren 2023 und 2024 war ich beispielsweise sehr selten im Pfälzerwald unterwegs, da mir die Ideen fehlten. Privat gab es einiges, das wichtiger war, und ich hatte nicht den Kopf frei für neue Fotoprojekte.

Es gibt auch diese Tage, an denen man an einem Spot steht und einfach nicht weiß, wie man die Szene komponieren soll. Kein Bild wirkt stimmig, keine Perspektive will so richtig passen. Das ist normal – und dennoch frustrierend. In solchen Momenten hilft es oft, die Kamera wegzulegen, den Ort ohne Druck zu erleben und die Kreativität neu zu entfachen.

Emotionen – zwischen purer Freude und schweren Momenten

Für mich ist Landschaftsfotografie zutiefst emotional. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich 2018 zum ersten Mal Polarlichter sah – ein magischer Moment, den ich nie vergessen werde. Diese Begeisterung erlebe ich immer wieder, wenn Teilnehmer einer Fotoreise dieses Naturschauspiel zum ersten Mal sehen.

Es gibt aber auch Momente, die man nicht so schnell vergisst, weil sie mit persönlichen Ereignissen verknüpft sind. So erhielt ich 2023 auf Madeira morgens am Fotospot den Anruf, dass mein Vater im Sterben liege. Zwei Tage lang hatte ich keine Ahnung, wie es ihm geht, und dann kam diese Nachricht. Das Foto, das ich an diesem Morgen machte, wird für mich immer mit diesem Gefühl verbunden bleiben – ganz egal, wie die Lichtstimmung war. Solche Erlebnisse zeigen, dass Landschaftsfotografie weit mehr ist als schöne Bilder. Sie speichert Erinnerungen und Emotionen wie kaum etwas anderes.

Wetter, Planung und Realität

Das Wetter ist die einzige Variable, die sich nicht beeinflussen lässt. Natürlich gibt es Jahreszeiten, in denen man auf bestimmte Bedingungen hoffen kann, eine Garantie gibt es jedoch nie. Zum Glück haben die meisten Teilnehmer meiner Reisen Verständnis dafür, wenn es nicht so aussieht wie auf meinen Beispielbildern.

Nur selten gab es Enttäuschungen. Einmal beschwerte sich ein Teilnehmer nach einem Workshop im Pfälzerwald, dass das Wetter nicht so war, wie auf den Fotos, mit denen ich geworben hatte. Aber genau das ist die Natur: unberechenbar.

Ich plane meine Fotoreisen nicht starr, sondern passe die Motive tages- und stundenaktuell an. In den meisten Fällen sind wir so trotzdem zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wenn das Licht am schönsten ist – auch wenn nicht immer alles perfekt läuft.

Wie viel Zeit bleibt fürs Fotografieren?

Viele sind überrascht, wenn ich sage, dass ich nur etwa fünf Prozent meiner Arbeitszeit tatsächlich mit Fotografieren verbringe. Der Rest der Zeit geht für Vorbereitung, Organisation, Nachbearbeitung und alles, was dazugehört, drauf, um ein Fotografie-Business am Laufen zu halten.

Für große Aufträge und Fotoreisen bin ich im Jahr etwa acht bis zehn Wochen unterwegs. Den Rest der Zeit arbeite ich lokal, übernehme andere Fotoaufträge, erledige die Büroarbeit oder plane kommende Projekte. Seit 2025 habe ich meine Workshops umstrukturiert: Es gibt weniger Tageskurse und mehr mehrtägige Workshops. Das gibt mir und den Teilnehmern mehr Raum, intensiv zu arbeiten und nicht nur einen Spot „abzuhaken“.

Fazit

Für mich ist die Landschaftsfotografie der schönste Beruf der Welt. Aber sie ist eben auch weit mehr als schöne Lichtstimmungen und traumhafte Orte. Hinter jedem Bild stecken Planung, Organisation, manchmal Stress und oft auch Verzicht, aber auch immer wieder das Glück, etwas Einzigartiges festzuhalten.

Wenn du wissen möchtest, wie mein Alltag hinter den Kulissen wirklich aussieht, und mehr Geschichten, Erfahrungen und Details erfahren willst, die ich hier nicht alle unterbringen konnte, dann habe ich auf Patreon eine erweiterte Version dieses Beitrags für dich. Dort nehme ich dich noch persönlicher mit in die Welt hinter den Bildern.

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