Polarlichter im Pfälzerwald? Wenn man seit über zehn Jahren mit der Kamera im Pfälzerwald unterwegs ist, glaubt man, schon alle möglichen Lichtstimmungen gesehen zu haben. Nebel, Sonnenuntergänge, die Milchstraße und Gewitter haben jeweils ihren eigenen Zauber. Doch Polarlichter im Pfälzerwald? Das blieb ein Traum, den man zwar im Hinterkopf hat, aber nicht wirklich erwartet. Am 12. November 2025 wurde dieser Traum für mich Realität. Die Art und Weise, wie das geschah, ist bis heute für mich kaum in Worte zu fassen.
In diesem Bericht erzähle ich dir, wie es dazu kam, dass ich in dieser Nacht losgezogen bin, wie ich fotografiert habe und warum diese Stunden zu den prägendsten Naturerlebnissen meines Lebens zählen.
Wie alles begann: eine Nachricht, die ich fast übersehen hätte
Ich muss ehrlich sagen: Ohne die Instagram-Story einiger Fotografen hätte ich diese Nacht vielleicht verpasst. Am Vormittag scrollte ich wie gewohnt durch die Storys, als ich den Hinweis von Bastian Werner sah. Er ist der Gründer der Viewfindr-App. Ein kurzer, beiläufig formulierter Satz: „Die nächsten Tage könnte es in Deutschland Polarlichter geben.“
Mehr stand da nicht. Aber jedem, der sich mit Polarlichtern auskennt, ist klar: Wenn jemand so etwas sagt, sollte man hellhörig werden. Ich öffnete sofort die Viewfinder-App und prüfte die Vorhersage für Polarlichter. Der vorhergesagte KP-Wert war hoch genug, um Chancen für Süddeutschland zu ermöglichen.
Wie du die Polarlichter vorhersagen kannst, erfährst du in meinem anderen Blog. Eine 100-prozentige Vorhersage wird es jedoch nie geben. Selbst wenn KP 9 vorhergesagt wird, kann es sein, dass nichts passiert.
Als Landschaftsfotograf entwickelt man irgendwann ein Gespür dafür, wann sich der Aufwand lohnt und wann nicht. Dieses Mal sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich losfahren soll. Egal, wie müde ich bin.

Polarlichter im Pfälzerwald – ein Traum, der fast zu schön war, um wahr zu sein
Seit Jahren träume ich davon, Nebel und Polarlichter gemeinsam zu fotografieren. Nebel haben wir hier im Pfälzerwald im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands relativ häufig. Doch Polarlichter reichen nur äußerst selten weit genug nach Süden. Oft nur 3-4 in 10 Jahren.
Damit sich Nebel bildet, müssen die Luftfeuchtigkeit und der Wind stimmen. Zudem muss der Himmel wolkenfrei sein oder maximal leicht bewölkt, wenn man nach Norden blickt. Es ist eine extreme Rarität, wenn beide Phänomene zur gleichen Uhrzeit auftreten, ohne Wolkendecke und mit freiem Blick nach Norden.
Dass ausgerechnet im Pfälzerwald eine solche Kombination auftreten könnte, daran hatte ich kaum geglaubt. Aber an diesem Tag war alles anders. Ich stand ständig mit vielen anderen Fotografen in Kontakt, doch keiner glaubte so wirklich daran. Die meisten dachten, dass es in der folgenden Nacht vom 12. auf den 13. November besser werden würde. Aber ich wollte nicht warten. Selbst wenn ich am Ende leer ausgehe, war mir das egal, denn ich wollte es nicht am nächsten Morgen bereuen.
Ich habe die Webcams bei Dahn und dem Weinbiet (überhalb von Neustadt) gecheckt und überall dieselbe Lage festgestellt. Wir hatten tatsächlich dichten Nebel in den Tälern und darüber klare Sterne. Es waren zwar auch noch ein paar Wolken unterwegs, aber die lösten sich langsam auf. Ehrlich gesagt konnte ich nicht glauben, dass sich alles gerade so entwickelt, dass es passen könnte.
Die Locationwahl im Pfälzerwald
Ich wusste nicht sofort, wohin ich gehen sollte. Es gab viele Motive, die ich gerne mit Polarlicht fotografieren wollte. Ideal hierfür wären der Teufelstisch, der Runde Hut oder der Luitpoldturm gewesen. Am Ende entschied ich mich jedoch, zur Burgruine Drachenfels zu fahren. Ich war schon so oft hier oben, ob alleine zum Sonnenaufgang oder abends mit den Teilnehmern meines Fotoworkshops. Zwar ist die Burg Drachenfels ein Hotspot, aber gleichzeitig bietet sie einen der besten Ausblicke im Pfälzerwald. Sie ist wunderbar nach West/Nordwest ausgerichtet und man hat einen guten Blick nach Norden. Also packte ich meine Ausrüstung und fuhr los.

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Ankunft auf der Burg Drachenfels – der Moment der Wahrheit
Als ich auf dem Parkplatz der Drachenfelshütte ankam, konnte ich nicht nach Norden sehen, da der Wald die Sicht versperrte. Also schnell die Wanderschuhe angezogen und hinaufgelaufen. Als ich oben auf der Burg Drachenfels ankam, war ich vollkommen allein und von Stille umgeben. Bevor ich meine Kamera aufbaute, schaute ich mir die Werte der Viewfinder-App an. Alle Parameter sahen ideal aus.
Sowohl die erwartete Aktivität als auch das aktuelle Potenzial standen auf „Extreme“. Ein Niveau, das ich nur erwarte, wenn ich in Nordnorwegen oder Finnland bin. Für Deutschland ist so etwas praktisch ein Lottogewinn.
Die einzelnen Werte, die die Viewfinder-App anzeigte, waren außergewöhnlich. So sprang die Sonnenwinddichte weit über das Normalmaß, die Geschwindigkeit lag deutlich über dem, was man für Mitteleuropa erwartet, und der Bz-Wert rauschte tief in den negativen Bereich. Der Bz-Wert beschreibt die Ausrichtung des interplanetaren Magnetfeldes. Ist er positiv, stößt er das Erdmagnetfeld ab – Polarlichter bleiben dann unsichtbar, egal wie stark der Sonnenwind ist.

Sobald der Bz-Wert jedoch negativ wird, öffnet sich gewissermaßen ein „magnetisches Tor“, durch das die energiegeladenen Teilchen in die Atmosphäre eintreten können. Normalerweise fällt der Bz-Wert in Mitteleuropa vielleicht leicht unter null, oft nur auf −5 oder −8.
In dieser Nacht sackte er jedoch auf −31 ab, was extrem selten ist. In diesem Moment wurde mir klar, dass sich die starke Prognose tatsächlich erfüllen würde und wir Polarlichter im Pfälzerwald sehen könnten.
Es fühlte sich surreal an, als diese Zahlen über einem einsamen Felsen im Pfälzerwald auf meinem Display leuchteten. In diesem Moment bekam die ganze Nacht plötzlich eine Richtung. Weg von Hoffnung, hin zu echter Gewissheit, dass hier etwas Außergewöhnliches passieren würde.
Die erste Sichtung der Polarlichter
Ich fotografierte schon Polarlichter in Norwegen und Island. Ich weiß, wie sie aussehen, noch bevor man sie wirklich sieht. Am nördlichen Nachthimmel erkannte ich etwas, das wie eine hellere Wolke aussah. Also machte ich immer wieder ein Testfoto mit dem iPhone in Richtung Nordhimmel. Ich wurde euphorisch, als ich auf diesem Foto das erste rote Polarlicht sah. Ich dachte nur: „Okay, Florian, jetzt Ruhe bewahren und abwarten.” Ich checkte noch einmal alle Einstellungen der Kamera und die Zeitraffer, die derzeit aufnahmen. Alles passte, und ich war perfekt vorbereitet.
Es dauerte nicht lange, bis das Polarlicht stärker wurde. Der Himmel zeigte einen leichten rötlichen Schimmer, der sich langsam veränderte. Noch nicht spektakulär, aber eindeutig.

Die Show der Polarlichter im Pfälzerwald begann
Gegen 3:30 Uhr deutscher Zeit geschah schließlich das, worauf ich seit Stunden, wenn nicht sogar seit Jahren, gewartet hatte. Der Himmel veränderte sich innerhalb weniger Sekunden und begann förmlich zu brennen. Aus dem schwachen roten Schimmer am Horizont wurde ein pulsierender Bogen, der immer heller wurde, immer klarere Strukturen zeigte und schließlich zu tanzen begann. Es wirkte, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Der Höhepunkt des Polarlichts im Pfälzerwald war zwischen 4:10 Uhr und 4:40 Uhr.
Unter mir lag immer noch das perfekte Nebelmeer, das lediglich von den Silhouetten der Hügel durchbrochen wurde. Über mir zogen Polarlichter in kräftigem Rot am Himmel entlang. Dass ich das mit eigenen Augen sah, an einem Ort, den ich seit meiner Kindheit kenne, war völlig surreal.
In diesem Moment überkam mich eine Mischung aus Hektik und purem Glück. Ich wechselte von einem Bildausschnitt zum nächsten, tauschte zwischen Standardobjektiv und Weitwinkel, startete eine Zeitraffersequenz, fotografierte Panoramen und wusste kaum, wohin ich als Nächstes schauen sollte. Es war anstrengend und chaotisch, aber zugleich die schönste Hektik, die ich je beim Fotografieren erlebt habe. Mein Ziel, Polarlichter im Pfälzerwald zu fotografieren, hatte ich erreicht. 🙂

Als ich eines der Fotos des Panoramas auf dem Display sah, überkam mich eine so große Freude, dass ich tatsächlich laut herausgeschrien habe. Ich weiß bis heute nicht, ob man mich unten im Dorf gehört hat, aber ich glaube schon. Aber in diesem Moment war das egal. Es waren echte Emotionen, die einfach rausmussten. Dieses Gefühl kann ich nur schwer beschreiben.
Dankbarkeit und Emotionen
Zu diesem Zeitpunkt war das rote Polarlicht sogar mit bloßem Auge sichtbar, was seine Intensität noch einmal unterstrich. Ein Foto, von dem ich seit Jahren träumte, wurde Realität. Als ich schließlich sicher war, dass das wichtigste Foto im Kasten war, sank ich kurz in die Hocke, atmete durch und spürte einfach nur Dankbarkeit. Für diesen Moment. Für diese Nacht. Für dieses Naturereignis, das ich nie für möglich gehalten hätte.
Es war einer der wenigen Momente in meinem Leben, die ich nie vergessen werde.

Wie ich die Polarlichter im Pfälzerwald fotografiert habe
Nachdem der Himmel förmlich explodiert war, schaltete mein Kopf automatisch in den Fotografen-Modus, auch wenn meine Hände ganz sicher nicht so ruhig waren, wie ich es sonst gewohnt bin. Die Kombination aus Adrenalin, Kälte und dem Gefühl, etwas völlig Einmaliges zu erleben, machte jede Aufnahme zu einem kleinen Kraftakt.
Ich fotografierte hauptsächlich mit der Nikon Z8* und dem 24–70-mm-Objektiv*, da dies bei diesen Bedingungen die für mich flexibelste Kombination ist. Der Pfälzerwald bietet oft weitläufige Landschaften, aber in dieser Nacht wollte ich auch die Strukturen im Polarlicht und die Silhouetten der Hügel betonen, wofür sich ein leichter Telebereich perfekt eignet.
Für das Zeitraffer habe ich parallel die Nikon Z6 mit dem 14–24 mm f/2,8* eingesetzt. Die Weitwinkelperspektive fängt die Gesamtstimmung ein, besonders wenn der Himmel so extrem aktiv ist.
Polarlichter mit dem iPhone fotografieren
Das Überraschende an dieser Nacht war, dass selbst das iPhone erstaunlich gute Aufnahmen lieferte. Ich machte immer wieder Testfotos, um zu sehen, was die heutige Smartphone-Technik leisten kann. Die roten Strukturen waren mit bloßem Auge zu erkennen, doch das iPhone zeigte sie teilweise noch deutlicher. Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich Polarlichter in Deutschland nicht nur mit teurem Equipment fotografieren lassen.
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Je länger ich fotografierte, desto klarer wurde mir eine Tatsache. Das hier würde ein unvergesslicher Abend werden, der meinen bisherigen Erfahrungen in Island und Norwegen in nichts nachstehen würde. Genau das ist es, was mich an dieser Nacht so fasziniert. Die Hoffnung, an den Spot zu fahren, das Bangen und die anschließende Belohnung.
Was dieser Moment für mich persönlich bedeutet hat
Als die Polarlichter über dem Pfälzerwald explodierten, war das für mich weit mehr als nur ein schönes Naturphänomen. Es fühlte sich an, als würde sich ein seit Jahren gehegter Traum erfüllen. Schon lange hatte ich den Wunsch, Polarlichter und Nebel gleichzeitig zu fotografieren. Diese besondere Kombination ist selbst in Skandinavien selten und in Deutschland nahezu unmöglich.
Ich merkte, wie mich dieser Moment emotional überrollte. Ich stand oben auf dem Felsen, schaute auf das Display und sah Farben, die man hierzulande nie erwarten würde. Als mir bewusst wurde, dass ich diesen Moment gerade wirklich festhielt, konnte ich nicht anders, als vor Freude laut zu schreien. Ob man mich unten im Dorf gehört hat, weiß ich nicht, aber es wäre mir egal gewesen. Mit bloßem Auge konnte man den roten Schimmer deutlich erkennen, was das Erlebnis noch intensiver machte.
Gegen 4:10 Uhr nahm die Aktivität plötzlich zu und die Polarlichter begannen zu tanzen. Ich lief zwischen verschiedenen Bildausschnitten hin und her. Ich wechselte vom Standard- zum Weitwinkelobjektiv, fotografierte Panoramen und Zeitraffer, immer in dem Bewusstsein, dass sich diese Gelegenheit vielleicht nie wieder bieten würde. Es war Hektik, aber die schönste Form davon.
In dieser Nacht wurde mir einmal mehr bewusst, warum ich die Landschaftsfotografie so sehr liebe. Es geht nicht nur um Technik, sondern auch darum, in genau solchen Momenten draußen zu sein. Die Polarlichter im Pfälzerwald werde ich nie vergessen.

Fazit: Eine dieser Nächte, die man nie wieder vergisst
Die Polarlichter im Pfälzerwald am 12. November 2025 waren für mich weit mehr als nur ein seltenes Naturereignis. Es war eine dieser Nächte, die einem die Gründe ins Gedächtnis rufen, warum man überhaupt fotografiert. Es ist die Magie, die Überraschung, die kleinen und großen Wunder, die sich nicht planen lassen, aber erlebt werden können, wenn man geduldig ist und nach draußen geht. Ich stand stundenlang allein auf der Burg, begleitet von Nebel, Stille und diesen unglaublichen Polarlichtern. Und irgendwann, gegen 4:30 Uhr, verschmolz alles zu einem Moment, den ich wohl mein ganzes Leben lang in Erinnerung behalten werde.
Bereits im Mai 2024 konnte ich die Polarlichter im Schwarzwald fotografieren. Damals waren sie so intensiv, dass sogar die grünen Polarlichter zu sehen waren. Auch wenn die Nacht im Pfälzerwald weniger intensiv war, war ich einfach nur dankbar. Ich durfte ein Foto fotografieren, von dem ich seit Jahren träume. Die letzte Nacht hat mir gezeigt, dass Polarlichter nicht nur in Skandinavien zu sehen sind, sondern dass wir mit etwas Glück auch direkt vor unserer Haustür welche erleben können. Und sie hat mir erneut bestätigt, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist: Ohne die Polarlichter-Vorhersage von Viewfinder und ohne die Erfahrung aus vielen Nächten wäre ich vermutlich im Bett geblieben.
Wer mehr darüber erfahren möchte, wie man Polarlichter vorhersagen kann, dem empfehle ich meinen Artikel „Polarlicht-Vorhersage – so klappt’s wirklich”.
Wenn du selbst Polarlichter fotografieren möchtest (egal, ob mit einer Systemkamera oder mit dem iPhone), findest du in meinem Leitfaden „Polarlicht fotografieren” alle Einstellungen und Tipps, die dir den Einstieg erleichtern.
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Lieber Florian,
das hast du sehr schön geschrieben und das war bestimmt eine unbeschreibliche Nacht. Da hast du sehr schöne Fotos gemacht. Leider habe ich so kurzfristig nicht frei bekommen, sonst hätte ich auch gern ein paar Fotos gemacht. Kannst du bitte ein paar Einstellungen sagen? Ich hatte auch schon Nordlichtern fotografiert (letztes Jahr im Mai). Da hatte ich Blende 8 und eine längere Belichtungszeit. Die ISO, glaube ich, war bei 200. (ich bin ein ISO Muffel…)
Ist eigentlich ganz gut geworden, obwohl ich meistens lese, dass man die Blende so weit wie möglich öffnen soll, die Belichtungszeit kürzer und die ISO hoch. Wie sind da deine Erfahrungen?