Passen Landschaftsfotografie und Instagram noch zusammen? Vor einigen Jahren waren die sozialen Medien für uns Fotografen ein wahres Geschenk. Man konnte seine Bilder mit der Welt teilen, Gleichgesinnte finden und mit etwas Glück eine große Reichweite erzielen. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich meine ersten Landschaftsaufnahmen auf Instagram hochgeladen habe und es ein tolles Gefühl war, wenn sie von anderen entdeckt und geschätzt wurden. Aber heute? Heute ist das ganz anders.
Die Reichweite ist weg – außer du zahlst
Wenn ich mir meine aktuellen Posts anschaue, bleibt oft ein bitterer Nachgeschmack. Vor ein paar Jahren erreichten meine Bilder noch Tausende von Menschen, ohne dass ich etwas dafür tun musste. Heute sehe ich, wie meine Fotos in den Tiefen des Algorithmus verschwinden. Es ist, als würde man gegen eine unsichtbare Wand posten. Und das Schlimmste daran? Die einzige Möglichkeit, wieder sichtbar zu werden, scheint zu sein, Geld in Werbung zu investieren.
Reels sind die große Ausnahme. Kaum ein klassisches Foto bekommt noch die Aufmerksamkeit, die es verdient. Stattdessen wird man fast gezwungen, in die Welt der Kurzvideos einzusteigen, auch wenn man das vielleicht gar nicht möchte. Ich bin Landschaftsfotograf. Meine Kunst besteht darin, Stimmungen in einzelnen Momenten einzufangen, nicht darin, hektische Schnipselvideos zu produzieren, nur um von einem Algorithmus bevorzugt zu werden.
Kreative Freiheit? Fehlanzeige!
Bis vor einigen Jahren habe ich einfach fotografiert, was mir gefiel, egal in welchem Format. Doch irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich fast nur noch im Hochformat fotografierte. Warum? Weil Instagram es so wollte oder ich mich unbewusst davon beeinflussen ließ. Hochformatige Bilder füllen den Bildschirm, bekommen mehr Aufmerksamkeit und das bedeutet mehr Likes. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr für mich fotografiere, sondern für einen Algorithmus. Das war nicht mehr das, was mich an der Fotografie begeistert hatte.
In gewisser Weise haben die sozialen Medien meine Kreativität beeinflusst, vielleicht sogar eingeschränkt. Ich liebe es, weite Landschaften in ihrer ganzen Pracht einzufangen. Aber wenn man nur an das Hochformat denkt, verliert man schnell den Blick für das Ganze. Ich möchte wieder frei fotografieren können, ohne ständig darüber nachdenken zu müssen, ob mein Bild auf einer Plattform gut aussieht oder nicht.
Gibt es für die Landschaftsfotografie eine Alternative zu Instagram?
Viele Fotografen fragen sich, ob ein Wechsel von Instagram zu einer anderen Plattform eine Lösung wäre. Aber die Wahrheit ist, dass es nicht funktioniert. Vor drei oder vier Jahren wurde Vero gestartet und viele Fotografen stürzten sich darauf. Langfristig konnte es sich aber nicht durchsetzen, weil nur ein kleiner Teil der Nutzer aktiv blieb. Auch Bluesky hat vor einigen Monaten versucht, eine neue Alternative zu bieten. Aber auch hier fehlt die Masse der Nutzer. Wenn nur ein Bruchteil der Fotointeressierten wechselt, bleibt die Interaktion und damit der Erfolg aus.
Andere Plattformen wie Fotocommunity sind speziell auf die Fotografie ausgerichtet, die Aktivitäten dort sind aber nicht mit Instagram und Co. zu vergleichen. Die breite Masse der Hobbyfotografen möchte nicht fünf verschiedene Apps nutzen oder hat einfach keine Zeit dafür. Landschaftsfotografie und Instagram waren einmal eine starke Kombination, aber mittlerweile sind die meisten Gelegenheitsnutzer dort kaum noch aktiv oder sehen die Inhalte gar nicht mehr.
Es gibt auch einen wirtschaftlichen Aspekt, der für viele professionelle Fotografen entscheidend ist. Ich verkaufe meine Fotoreisen, Video- oder Fotokurse über Social Media oder versuchen es zumindest. Aber wenn es keine potenziellen Kunden mehr gibt oder unsere Inhalte kaum noch gesehen werden, nützt uns auch die beste Plattform nichts. Ein Wechsel bedeutet nicht automatisch, dass wir mehr Menschen erreichen – oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Ohne Kunden gibt es keine Verkäufe und ohne Verkäufe lohnt sich die Investition in Social Media kaum. Was nützt mir ein hoher Umsatz, wenn über 80% davon für Werbung auf Facebook/Instagram draufgehen?
Die meisten professionellen Fotografen verdienen kein Geld mit Sponsoring oder Produktplatzierungen auf Instagram. Ein Irrglaube bei vielen ist, je mehr Follower man hat, desto mehr Geld verdient man. bei Produktplatzierungen stimmt das teilweise, aber bei 99% aller Fotografen nicht. Klar, je mehr Follower man hat, desto mehr potentielle Kunden kann man erreichen.
Mein Weg für die Zukunft
Trotz all dieser Herausforderungen werde ich weiterhin meine neuesten Fotos auf Instagram teilen. Allerdings werde ich mich in Zukunft mehr auf meinen Blog und meinen Newsletter konzentrieren. Dort kann ich einen echten Mehrwert bieten, ohne von einem Algorithmus abhängig zu sein. Ich möchte Hobbyfotografen dabei helfen, ihre fotografischen Fähigkeiten zu verbessern – aber das ist mit Instagram schwierig.
Es ist an der Zeit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Leidenschaft für die Fotografie, das Teilen von Wissen und die echte Interaktion mit anderen Fotografen, fernab von Reichweitenbeschränkungen und algorithmischen Zwängen.
Hast du schon mal an Flickr gedacht?
Da gebe ich Dir völlig Recht. Instagram wird immer mehr wie TikTok, Kurzvideos nehmen immer mehr zu und Fotos werden kaum noch gewertet… schade, gerade am Anfang ist es helfend, wenn jemand Dein Foto kommentiert oder auch Hinweise und Tipps gibt. Und ja auch ich nutze es nicht mehr so oft.