Polarlichter fotografieren, gehört zu den faszinierendsten Erlebnissen, die man draußen erleben kann. Dieses leuchtende Schauspiel am Himmel ist nicht nur selten, sondern auch äußerst dynamisch. Farben wandern, Bögen brechen auf, Strahlen schießen nach oben – und das alles passiert oft innerhalb von Sekunden. Viele glauben, dass man dafür eine teure Kamera oder spezielles Wissen braucht. Tatsächlich kann heute aber fast jeder Polarlichter fotografieren, egal ob mit einer Systemkamera oder einfach mit dem Smartphone. Wichtig sind nur die richtige Location, die passenden Einstellungen und ein wenig Geduld.

In den letzten Jahren habe ich Polarlichter in Norwegen, Island, Finnland und sogar in Deutschland fotografiert. Egal, wo ich unterwegs war: Die Grundlagen sind immer dieselben. Genau diese Grundlagen möchte ich dir hier in einer klaren, praxisnahen Anleitung mitgeben.

Was Polarlichter eigentlich sind – und warum das für Fotografen wichtig ist

Auch wenn es abgedroschen klingt: Wer versteht, was am Himmel passiert, kann Polarlichter am Ende besser fotografieren. Sie entstehen, wenn energiereiche Partikel der Sonne auf die Atmosphäre treffen. Sie leuchten in Höhen zwischen 80 und 200 Kilometern, mal ruhig, mal extrem schnell. Manchmal sind sie so hell wie der Halbmond, manchmal sind sie kaum sichtbar.

Für uns Fotografen bedeutet das: Wir müssen in jeder Situation flexibel bleiben. Ein Polarlicht kann sich innerhalb eines Wimpernschlags von einem zarten Bogen in ein dramatisches Lichtspektakel verwandeln. Wer vorbereitet ist, kann genau diese kurzen, intensiven Momente auf den Sensor bannen.

Polarlichter vorhersagen

Wer Polarlichter fotografieren möchte, kommt nicht umhin, eine zuverlässige Vorhersage zu nutzen. In Mitteleuropa treten sie selten auf und oft nur für kurze Zeitfenster. Ohne aktuelle Prognosen verpasst man fast jede Chance, selbst wenn der Himmel klar ist und man zur richtigen Zeit draußen ist. Die Vorhersage entscheidet also nicht nur, ob du rausfahren solltest, sondern auch, wo du die besten Bedingungen findest.

Von entscheidender Bedeutung sind die Stärke aktueller Sonnenstürme und der KP-Index. Je höher dieser Wert ist, desto weiter südlich können Polarlichter sichtbar werden. Bei KP 1 bis 4 sind Nordlichter vor allem in nördlichen Regionen sichtbar. Ab KP 5 können sie auch in Deutschland beobachtet werden. Gleichzeitig spielen lokale Faktoren eine große Rolle: ein dunkler Himmel mit wenig Lichtverschmutzung, klare Sicht und ein nicht zu hell strahlender Mond. Viele denken, dass man einfach „nachts raus muss”, aber Polarlichter sind von vielen Faktoren abhängig: Sonnenaktivität, Wetter, Standort und Timing spielen eine Rolle.

Ich persönlich checke vor jeder potenziellen Auroranacht mehrere Quellen: die Livewerte von NOAA, Viewfindr-App und KP-Diagramme. Oft reicht ein kurzer Blick, um einzuschätzen, ob sich eine nächtliche Tour lohnt. Damit du diese Daten richtig lesen kannst und weißt, worauf es wirklich ankommt, habe ich einen ausführlichen Guide geschrieben. Dort erkläre ich Schritt für Schritt die wichtigsten Werte und Tools. Polarlichter einfach vorhersagen – Die besten Apps & Tools

Eine gute Vorbereitung kostet nur wenige Minuten, erhöht die Erfolgschancen jedoch enorm. Es gibt nichts Schöneres, als genau im richtigen Moment draußen zu stehen, während die ersten zarten Bögen am Horizont auftauchen – lange bevor andere überhaupt merken, dass die Nacht etwas Besonderes wird.

Die perfekte Location für Polarlichter

Bevor du dich mit ISO, Belichtungszeit oder Fokus beschäftigst, ist die Location das wichtigste Element. Je dunkler der Himmel ist, desto stärker wirken Polarlichter. Ideal sind Orte mit wenig Lichtverschmutzung und freier Sicht nach Norden. Besonders gut funktionieren Berge, Fjorde oder Seen, da sie dem Foto Tiefe geben und Reflexionen ermöglichen.

Auch der Mond spielt eine Rolle. Viele denken, man brauche zwingend Neumond. Das stimmt jedoch nicht ganz. Ein Halbmond kann sogar helfen, die Landschaft minimal auszuleuchten, ohne das Polarlicht zu überstrahlen. Dadurch wirken Fotos oft natürlicher und erhalten mehr Tiefe.

Die besten Locations für Polarlichter in Deutschland

Wenn man Polarlichter fotografieren möchte, aber nicht in den Norden reisen kann, gibt es in Deutschland einige Orte, die sich dafür besonders gut eignen. Entscheidend sind vor allem geringe Lichtverschmutzung und freie Sicht nach Norden. Sehr gute Chancen hat man auf den Gipfeln des Schwarzwalds, an der Ostseeküste sowie auf hohen Punkten im Pfälzerwald. Gerade dort kann der Himmel überraschend klar werden und sobald sich das Polarlichtoval weit genug nach Süden schiebt, erscheinen am Horizont zarte violette oder grünliche Bögen. Auch wenn Polarlichter in Deutschland eher selten sind, lohnt sich das Warten wenn die Vorhersagte passt.

polarlichter über deutschland
Polarlicht im Schwarzwald

Die besten Polarlicht-Locations weltweit

Wer Polarlichter regelmäßig und mit hoher Wahrscheinlichkeit erleben möchte, kommt um Skandinavien kaum herum. Norwegen, Finnland und Island liegen nämlich direkt unter dem sogenannten Auroraoval, einer Zone, in der Polarlichter fast jede klare Nacht auftreten. Die nördlichen Regionen Tromsø, Senja, die Lofoten oder Lappland bieten nicht nur einen dunklen Himmel, sondern auch eine Landschaft, die die Aurora besonders eindrucksvoll wirken lässt. Berge, Fjorde und offene Ebenen geben der Szene Tiefe, während der Himmel oft deutlich aktiver leuchtet als in Mitteleuropa. Der Unterschied zu Deutschland ist enorm: Während man hier auf starke Sonnenstürme angewiesen ist, reicht dort oft ein klarer Himmel – und die Chance, Polarlichter zu sehen oder zu fotografieren, ist um ein Vielfaches höher.

Polarlichter fotografieren mit einer Systemkamera

Wenn du Polarlichter fotografieren möchtest, bietet dir eine Systemkamera nach wie vor die höchste Flexibilität und Bildqualität. Auch wenn moderne Smartphones erstaunlich gute Ergebnisse liefern, hast du mit einer Kamera einfach mehr Kontrolle über Belichtung, Rauschen und Schärfe. Besonders bei schwachen Polarlichtern oder sehr dynamischen Bewegungen am Himmel zeigt sich, wie viel Spielraum dir die manuelle Fotografie bietet.

Es ist wichtig, dass du im RAW-Format fotografierst. Polarlichter weisen oft feinste Helligkeitsabstufungen auf und der Himmel kann je nach Stärke der Aktivität sehr hell oder extrem dunkel sein. Das RAW-Format ermöglicht es dir später, die Farben authentisch wiederherzustellen und den Kontrast sauber zu kontrollieren, ohne dass Details verloren gehen. Viele Einsteiger unterschätzen, wie stark sich der Nachthimmel auf der Kamera im Vergleich zum finalen Bild unterscheidet.

Bei der Belichtung gilt: Lieber etwas dunkler als zu hell. Überbelichtete Polarlichter lassen sich kaum retten, da die Strukturen schnell ausbrennen, vor allem an den grünen und violetten Rändern. Eine leicht unterbelichtete Aufnahme kann dagegen in Lightroom perfekt ausgearbeitet werden. Ich orientiere mich stark am Histogramm: Solange die Lichter nicht rechts anstoßen und die Tiefen nicht komplett absaufen, ist die Belichtung in der Regel gut. Entscheidend ist, dass du eine technisch saubere Basis hast, auf der du später aufbauen kannst.

Auch der Fokus spielt eine wichtige Rolle. Da der Autofokus im Dunkeln oft unzuverlässig funktioniert, solltest du auf manuell umschalten und auf einen hellen Stern oder eine weit entfernte Lichtquelle fokussieren. Sobald die Schärfe sitzt, ändere den Fokusring nicht mehr.

Das Objektiv für die Polarlicht-Fotografie

Die Wahl des Objektivs hängt von der Art des Polarlichts ab. Ein Weitwinkelobjektiv mit einer Brennweite zwischen 14 und 24 mm eignet sich beispielsweise hervorragend, um die gesamte Szene einzufangen und den Himmel wirken zu lassen. Das ist erforderlich, wenn du dich in Skandinavien befindest oder die Nordlichter in Deutschland über den gesamten Himmel zu sehen sind. Wenn du hingegen stärkere Strukturen oder Kanten am Himmel fotografieren möchtest, kannst du auch ein Standardzoom mit kleiner Brennweite verwenden, um Muster oder Bögen gezielt zu isolieren. Wichtig ist vor allem, dass das Objektiv eine offene Blende bietet, damit ausreichend Licht auf den Sensor fällt. Viele Polarlicht-Fotografen verwenden Blendenzahlen zwischen f/1.8 und f/2.8 – das ist ein guter Ausgangspunkt.

Wenn du Polarlichter in Deutschland fotografieren möchtest, sind diese technischen Grundlagen besonders wichtig, da das Licht hier oft schwächer ist und die Aktivität seltener auftritt. Der Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem wirklich eindrucksvollen Ergebnis liegt in einer sauber belichteten RAW-Datei und einem korrekt gesetzten Fokus.

Polarlichter fotografieren mit dem iPhone oder Smartphone

Polarlichter mit dem iPhone zu fotografieren, ist einfacher, als viele denken. Die wichtigste Funktion ist der Nachtmodus. Sobald dieser automatisch erscheint, kannst du die Belichtungszeit manuell verlängern – in der Regel auf 3 Sekunden oder 10 Sekunden. Je länger die Belichtung, desto klarer werden die Farben des Polarlichts sichtbar.

Wenn dein iPhone das RAW-Format unterstützt, solltest du es unbedingt aktivieren. Das RAW-Format bietet dir später deutlich mehr Spielraum bei der Bearbeitung, insbesondere bei der Hervorhebung der feinen grünen und violetten Strukturen, die bei schwachem Polarlicht oft erst nachträglich sichtbar werden.

Es ist auch wichtig, das Smartphone möglichst stabil zu halten. Ideal ist ein Mini-Stativ, aber oft reicht es schon, das iPhone gegen einen Rucksack zu lehnen. Vermeide unbedingt Lichtquellen wie Straßenlaternen oder Autolichter in der Nähe, da diese die Aufnahme schnell ruinieren können. Nach der Aufnahme kannst du in der Foto-App die Tiefen leicht anheben, die Lichter etwas reduzieren und die Farben vorsichtig verstärken.

Häufige Fragen zum Thema Polarlichter fotografieren
Kann man Polarlichter in Deutschland fotografieren?

Ja, das ist möglich – sogar häufiger, als viele denken. Wenn die Sonnenaktivität stark genug ist, reicht der KP-Wert aus, damit Polarlichter bis nach Süddeutschland sichtbar werden. Entscheidend ist ein dunkler Standort mit wenig Lichtverschmutzung. Einen ausführlichen Erfahrungsbericht dazu findest du in meinem Artikel über die außergewöhnliche Polarlichtnacht im Pfälzerwald, die im Herbst 2024 ganz Deutschland überrascht hat.

Welche Kameraeinstellungen brauche ich für Polarlichter?

Die wichtigsten Einstellungen sind immer gleich: eine offene Blende (z. B. f/1,8 bis f/2,8), eine ISO-Zahl je nach Helligkeit zwischen 1.600 und 6.400 sowie eine Belichtungszeit von etwa 1 bis 6 Sekunden. Da der Autofokus nachts oft nicht zuverlässig funktioniert, solltest du am besten manuell auf unendlich scharf stellen und die Schärfe regelmäßig im Live-View kontrollieren.

Welche Brennweite eignet sich am besten?

Zum Fotografieren von Polarlichtern sind Standard-Objektive ideal, da damit nicht zu viel Himmel ins Bild aufgenommen wird. Am besten funktionieren Brennweiten zwischen 20 und 40 mm (Vollformat). Wenn die Polarlichter sehr aktiv sind oder über dir tanzen, lohnt sich auch ein Weitwinkelobjektiv mit einer Brennweite zwischen 14 und 24 mm.

Wie fotografiere ich Polarlichter mit dem iPhone oder Smartphone?

Öffne den Nachtmodus und wähle eine längere Belichtungszeit – meist reichen drei bis zehn Sekunden. Wenn dein Smartphone das RAW-Format unterstützt, solltest du dieses nutzen, um mehr Spielraum in der Bearbeitung zu haben. Wichtig ist ein ruhiger Stand. Am besten verwendest du ein kleines Handy-Stativ oder legst das iPhone irgendwo stabil ab. Den Fokus setzt du, indem du länger auf einen hellen Bereich am Horizont tippst.

Wie wichtig ist eine Polarlicht-Vorhersage?

Ohne Vorhersage wird es schwierig. Polarlichter hängen direkt mit der Sonnenaktivität zusammen, die sich ständig ändert. Der KP-Index zeigt an, wie weit südlich Polarlichter sichtbar sein können. Zusätzlich solltest du die Bewölkung und den Mondstand im Blick behalten. Eine ausführliche Erklärung dazu findest du in meinem separaten Artikel zur Polarlicht-Vorhersage, in dem ich alle Tools und Apps vorstelle.

Kann man Polarlichter trotz Mond fotografieren?

Ja, das funktioniert, allerdings reduziert ein heller Mond die Sichtbarkeit schwacher Polarlichter. Bei starken Displays kann der Mond hingegen helfen, die Landschaft natürlicher auszuleuchten. Wenn du möglichst viel Struktur im Himmel einfangen willst, sind Neumond oder ein sehr dünner Halbmond ideal.

Fazit: Polarlichter fotografieren – ein unvergessliches Erlebnis

Polarlichter zu fotografieren, ist etwas ganz Besonderes. Dabei ist es egal, ob man eine Systemkamera oder ein iPhone verwendet – entscheidend ist nicht die Technik, sondern der Moment, in dem der Himmel plötzlich zu leben beginnt. Wer gut vorbereitet ist, die Vorhersage im Blick hat und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, wird mit unvergesslichen Bildern belohnt.

Gerade in Deutschland lohnt es sich, dranzubleiben. Die außergewöhnlichen Nächte im Oktober und November haben gezeigt, wie weit südlich sich Polarlichter ausbreiten können und wie wichtig es ist, vorbereitet zu sein. Wenn du die passenden Einstellungen beherrschst, ein Gespür für Licht hast und verstehst, wie du deine Kamera oder dein Smartphone im Dunkeln bedienst, wirst du selbst schwache Aurora-Bögen sichtbar machen können.

Wichtig ist, dass du dich nicht entmutigen lässt. Viele Nächte bleiben unspektakulär, aber gerade deshalb ist jede erfolgreiche Polarlicht-Nacht etwas Besonderes. Je besser du die Technik beherrschst, desto größer sind deine Chancen, im richtigen Moment bereit zu sein.

Wenn du noch tiefer einsteigen möchtest, findest du in meinen Artikeln zur Polarlichtvorhersage und zur Polarlichtjagd in Deutschland sowie in meinem E-Book zur iPhone-Fotografie viele praktische Beispiele, die dich optimal auf dein nächstes Erlebnis vorbereiten. Vielleicht stehst du ja schon beim nächsten Sonnensturm draußen, schaust in den Himmel und beobachtest, wie sich der erste schwache Bogen langsam über den Horizont schiebt. Ein solcher Moment bleibt unvergessen.


Willst du Landschaften fotografieren wie ein Profi?

Du möchtest keine neuen Tutorials, Fotospots und Bildbearbeitungstricks mehr verpassen? Dann trag dich jetzt ein und mach den nächsten Schritt in deiner fotografischen Entwicklung.

Über 3.000 Fotografen sind bereits dabei, um regelmäßig meine besten Tipps, Tutorials und Geschichten direkt in ihr Postfach zu erhalten. Hol dir jetzt frische Inspiration für deine Landschaftsfotografie!

Transparenz-Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über einen dieser Links etwas kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich entstehen dabei keine zusätzlichen Kosten. Ich empfehle nur Produkte, die ich selbst getestet habe oder voll und ganz hinterstehe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert