Wie wichtig ist die Visualisierung in der Landschaftsfotografie? Ich bin mir sicher, dass du jetzt nicht weißt, was ich damit meine. Eigentlich ist es das Wichtigste in der Fotografie, sogar wichtiger als die Kamera! Im Prinzip ist die Visualisierung in drei Schritte unterteilt. Welche das sind, möchte ich dir in diesem Blog erklären.

Einfach ausgedrückt ist die fotografische Visualisierung das Zusammenspiel von Vorstellungskraft und Technik. Es ist die Fähigkeit, sich das endgültige Bild vorzustellen, bevor man den Auslöser betätigt. Es geht auch darum, über das technische Know-how zu verfügen, um das Bild zu erzeugen, das man im Kopf hat, auch wenn es sich dramatisch von der Realität der Szene vor einem unterscheidet.

Die Magie der richtigen Location

Am Anfang steht immer die Wahl des Ortes. Eine atemberaubende Landschaft ist die Leinwand, auf der deine Geschichte erzählt wird. Berge, Seen, Wälder – die Natur bietet eine unendliche Auswahl an Motiven. Finde einen Ort, der dich inspiriert und Emotionen in dir weckt. Dieser emotionale Bezug wird sich in deinen Fotos widerspiegeln und sie einzigartig machen.

Bevor man sich ein potenzielles Fotomotiv anschaut, muss man es erst einmal finden. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Neben vorgefertigten Fotoguides (-> siehe meine Fotoguides mit Fotospots im Pfälzerwald, Schottland u.v.m.) kann man sich auch selbst auf die Suche nach neuen Fotospots machen. Dazu empfehle ich meinen Videokurs zum Thema “Digitales Location Scouting”.

Meine Arbeitsweise hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. am anfang meiner fotografischen Karriere bin ich immer zu Locations gegangen und habe versucht, sie genau so zu fotografieren, wie ich sie auf den Fotos anderer Fotografen gesehen habe. Am Anfang war das eine sehr gute Möglichkeit, ein Verständnis für eine gelungene Komposition zu entwickeln. Deshalb würde ich das Anfängern immer empfehlen.

Potentielle Fotomotive scouten

Bevor ich ein Motiv fotografiere, schaue ich es mir in Ruhe an. Entweder ein paar Tage/Wochen vorher oder ich bin ein paar Stunden vor Sonnenuntergang vor Ort. Gut, bei Sonnenaufgang wird es schwierig, den Fotospot im Dunkeln zu sehen.

Bei der Visualisierung achte ich auf interessante Elemente im Fotospot, die das Motiv einzigartig machen. Das kann zum Beispiel im Pfälzerwald eine Wetterkiefer auf einem Felsen sein oder interessante Strukturen am Strand direkt am Meer. Kurz gesagt: Ich suche nach Elementen, die entweder nicht an diesen Ort passen oder sich dadurch von anderen Orten abheben.

Wenn ich mein Hauptelement gefunden habe, versuche ich es mit meinem fotografischen Auge zu visualisieren. Welche umliegenden Elemente würden in die Komposition passen und könnten integriert werden? Hier kommt auch die aus der Bildkomposition bekannte Führungslinie ins Spiel.

Kennst Du das Geheimnis einer gelungenen Bildkomposition? In meinem ausführlichen Videotraining “Bildkomposition & Motivfindung lernst du alles über die Grundlagen, von der Drittelregel bis hin zu Negativraum und Filling the Frame. Erlerne meinen Workflow und verbessere deine Skills in der Landschaftsfotografie.

Planung ist die halbe Miete

Sobald du ein Motiv im Kopf hast, solltest du dir überlegen, welche Lichtstimmung du vor Ort haben möchtest. Soll das Foto eher fröhlich oder eher düster sein. Für den einen ist Sonnenschein toll, für den anderen eher ein Regentag mit Nebel.

An deinem Fotomotiv kannst du mit Hilfe von Photopills einfach überprüfen, wo die Sonne aufgeht und welche Elemente im Vordergrund beleuchtet werden. Ja, gerade für Anfänger ist das ein bisschen viel, aber nach und nach lernt man, wie man Fotos visualisiert. Das ist ein Prozess, der nur durch Übung entsteht.

Wettervorhersage am Fotospot

Ein wesentlicher Faktor für ein gelungenes Foto ist das Wetter. Also das Zusammenspiel von Wolken, Niederschlag, Temperaturen und Taupunkt. Dazu empfehle ich den Blog rund um die Wettervorhersage für Landschaftsfotografen.

Wenn du eine Bildidee im Kopf hast, weißt du sicher, welches Wetter vor Ort herrschen muss. An dieser Stelle möchte ich dir noch einen Punkt mit auf den Weg geben, den man leicht vergessen kann. Die Temperatur spielt bei der Wettervorhersage die wichtigste Rolle. Sie entscheidet, ob ein See zufriert oder ob Schnee fällt. Das kann für die Wirkung deines Fotos entscheidend sein. Jetzt denkst du sicher, dass das keine neue Erkenntnis ist. Aber ich möchte dir ein kleines Beispiel zeigen.

Vor einiger Zeit hatte ich die Idee, in Norwegen ein Motiv mit Spiegelungen zu fotografieren. Eigentlich nichts Besonderes, aber es sollte ein See sein, in dem sich das Polarlicht spiegelt. Der Haken an der Sache ist, dass im Winter die Temperaturen meist unter 0 Grad liegen und somit alle Seen zugefroren sind. So fallen die Monate November bis März in der Regel komplett aus. Das Nordlicht ist am häufigsten zwischen Mitte September und Anfang April zu sehen. Der Grund dafür ist, dass am 21. Juni die Sommersonnenwende stattfindet und der Himmel +/- 3 Monate zu hell und die Nacht sehr kurz ist.

So bleibt mir nur die Zeit von Mitte September bis Ende Oktober, um die bestmöglichen Bedingungen für diese Bildidee zu haben. Ja, man kann auch zu anderen Zeiten Glück haben, aber das sind eher die Ausnahmen, also lieber gut planen und den bestmöglichen Zeitraum wählen.

Visualisierung am Fotospot

Lange Rede, kurzer Sinn, jetzt möchte ich dir ein paar Tipps geben, wie du neue Bildideen oder ein Foto am Fotospot visualisieren kannst. Stelle Dir einfach folgende Fragen und du wirst merken, dass die Visualisierung gar nicht so schwierig ist.

  1. Überlege zunächst, was dich an der Szene gereizt hat und warum du deine Kamera aufgestellt hast. War es ein Stein, ein Gefühl des Ortes (launisch, heiter, schön, unheimlich)?
  2. Stell dir ein fertiges Bild an deiner Wand vor. Wie sieht es aus? Was ist das auffälligste Merkmal?
  3. Finden Sie Ihren Standpunkt. Manchmal kann eine Verschiebung der Objektivposition um nur einen Zentimeter die Dynamik eines Bildes verändern. Sie sind noch nicht bereit, sich für ein Objektiv zu entscheiden!
  4. Finde deinen Standpunkt. Manchmal kann eine Verschiebung der Kameraposition um nur einen Zentimeter die Dynamik eines Bildes verändern.
  5. Wähle dein Objektiv aus. Wenn du mehr als ein Objektiv hast, ist es an der Zeit, den Bildausschnitt zu optimieren und das beste Objektiv auszuwählen. Im Gegensatz zu vielen populären Blogs ist das Einzige, was eine Änderung der Brennweite wirklich bewirkt, eine Änderung des Bildausschnitts! Die am häufigsten wahrgenommene „Teleobjektivverzeichnung“ und die „Weitwinkelverzeichnung“ sind lediglich Ausdruck einer Änderung der Perspektive – der Position des Objektivs relativ zum Motiv. Objektive mit kurzer Brennweite vergrößern zwar die Elemente am Bildrand, aber das liegt daran, dass der Film oder Sensor flach ist! Das hat nichts mit dem Objektiv zu tun.

Fazit

Das Geheimnis guter Landschaftsfotografie liegt in der Visualisierung. Es geht darum, nicht nur zu sehen, sondern auch zu fühlen und diese Gefühle in Bildern festzuhalten. Die Natur ist dein Partner und die Kamera dein Werkzeug, um die Schönheit der Welt einzufangen. Also schnapp dir deine Kamera und entdecke die Welt durch dein Objektiv – wer weiß, welche atemberaubenden Landschaften darauf warten, von dir eingefangen zu werden!


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