Timeblending zu fotografieren ist eine Technik, die ich erst vor einigen Jahren kennengelernt habe. Zum ersten Mal bin ich auf den Begriff während der Photokina 2016 in Köln gestoßen, als ich einen Vortrag von Elia Locardi besucht habe. Er zeigte, wie sich mit mehreren Aufnahmen die verschiedenen Lichtstimmungen einer Szene in einem einzigen Bild vereinen lassen. Dieser Moment hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Das Prinzip ist schnell erklärt: In der Stadtfotografie fallen die schönsten Lichtmomente selten mit dem richtigen Zeitpunkt zusammen. Das Abendrot erreicht oft nach nur wenigen Minuten seinen Höhepunkt, doch die Lichter der Gebäude und Straßen werden erst deutlich später eingeschaltet. Wenn du nur ein Foto aufnimmst, musst du dich entscheiden – entweder für den perfekten Himmel oder für die leuchtende Stadt. Mit Timeblending hingegen kombinierst du beide Momente, indem du mehrere zeitlich versetzte Aufnahmen zu einem stimmungsvollen Gesamtbild zusammenfügst.
In diesem Zusammenhang höre ich oft die Frage, ob das schon als Bildmanipulation gilt. Für mich persönlich ist es das nicht, denn es geht vielmehr darum, die Realität so darzustellen, wie man sie vor Ort erlebt hat. Am Ende des Artikels gehe ich noch ausführlicher darauf ein.
Was ist Timeblending?
Beim Timeblending geht es darum, die unterschiedlichen Lichtstimmungen einer Szene in einem einzigen Foto zu vereinen. Diese Stimmungen treten besonders in der Stadtfotografie oft zeitlich versetzt auf. So erreicht das schönste Abendrot seinen Höhepunkt, während die Fenster und Straßenlaternen der Stadt noch dunkel bleiben. Erst 5 bis 10 Minuten später beginnen die künstlichen Lichter zu leuchten – zu einem Zeitpunkt, an dem der Himmel meist schon verblasst ist.
Genau hier setzen die zeitlich versetzte Belichtungsreihe an. Anstatt nur eine Aufnahme zu machen, fotografierst du die gleiche Szene mehrmals in kurzen Abständen. Später kombinierst du die besten Momente, zum Beispiel einen farbintensiven Himmel mit hell erleuchteten Gebäuden. So entsteht ein Bild, das die Stimmung vor Ort viel besser widerspiegelt als eine einzelne Aufnahme.

Das Wichtigste dabei ist: Du fügst keine Elemente hinzu, die es nicht gegeben hätte. Du kombinierst lediglich Lichtphasen, die sich tatsächlich nacheinander abgespielt haben. Deshalb betrachte ich Timeblending nicht als Manipulation, sondern als Möglichkeit, die Realität authentisch darzustellen – so, wie du sie mit eigenen Augen erlebt hast.
Warum Timeblending so stark wirkt
Bei vielen Stadtfotos passen Himmel und Gebäude nicht zusammen. Entweder strahlt der Himmel in voller Farbe, während die Stadt im Dunkeln liegt, oder die Lichter leuchten, aber der Himmel ist ausgebrannt. Die Belichtungen über diesen Zeitraum lösen dieses Problem, indem es beide Stimmungen in einem Bild vereint.
Das wird besonders bei Skylines wie in Frankfurt deutlich: Am Mainufer glüht der Himmel, während die Skyline zunächst dunkel bleibt. Einige Minuten später beginnt die Stadt zu leuchten, doch dann ist das Abendrot verschwunden. Wenn du diese beiden Momente kombinierst, entsteht ein Foto, das die gesamte Atmosphäre einfängt: ein farbintensiver Himmel und leuchtende Stadtlichter.
Genau das macht den Reiz von Time-Blending aus: Du hältst eine Stimmung fest, wie du sie wirklich erlebt hast. In meinem Fotoworkshop in Frankfurt üben wir diese Technik direkt an der Skyline – von der Aufnahme bis zur fertigen Serie.
Timeblending fotografieren – So einfah geht’s
Damit ein Time-Blending funktioniert, sind etwas Planung und eine saubere Vorgehensweise erforderlich. Der Schlüssel liegt darin, dass alle Aufnahmen denselben Bildausschnitt haben, während sich nur die Lichtstimmung verändert. So kannst du die Fotos später problemlos kombinieren.
Vor Ort fotografieren
Ein stabiles Stativ ist Pflicht. Stelle deine Kamera frühzeitig auf und wähle den Bildausschnitt so, dass du ihn über einen Zeitraum von 30 bis 60 Minuten beibehalten kannst. Während der Himmel langsam seine Farben verändert und die Stadtlichter nach und nach angehen, nimmst du mehrere Aufnahmen auf. Wichtig ist, regelmäßig auszulösen: zuerst für den Himmel im Abendrot und später für die hell erleuchtete Stadt. Je mehr Zwischenaufnahmen du hast, desto flexibler bist du später bei der Auswahl.
Die Kameraeinstellungen
Um alle Aufnahmen vergleichbar zu halten, arbeite im manuellen Modus. Wähle eine Blende im Bereich von f/8 bis f/11, um eine gleichmäßige Schärfe zu erzielen. Stelle den ISO-Wert so niedrig wie möglich ein, in der Regel ISO 100 oder 200. Passe die Belichtungszeit je nach Helligkeit an – zunächst kürzer für den hellen Himmel, später länger für die Stadtlichter. Verzichte auf den Automatikmodus, da dieser zu starken Schwankungen führt. Verwende einen Fernauslöser oder den Selbstauslöser, um Verwacklungen zu verhindern.
Mit dieser Kombination aus stabiler Aufnahmesituation und klaren Einstellungen legst du den Grundstein für ein gelungenes Time-Blending. Im nächsten Schritt werden die Aufnahmen dann zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengeführt.



Timeblending mit Lightroom bearbeiten
Nachdem du deine Aufnahmen im Kasten hast, beginnt der zweite Teil des Workflows: das Zusammenführen am Computer. Auch wenn das zunächst kompliziert klingt, ist es mit etwas Übung gut machbar. Wichtig ist, dass du bereits vor Ort sauber gearbeitet hast: Ein identischer Bildausschnitt und eine stabile Kamera sind die Grundlage für ein gutes Ergebnis.
In Lightroom startest du mit der Grundbearbeitung. Öffne dazu beide (oder mehrere) Fotos und gleiche sie in Farbe, Weißabgleich und Kontrast an. So stellst du sicher, dass die Übergänge später natürlich wirken. Dabei musst du nicht jedes Detail perfektionieren, denn das Feintuning erfolgt in Photoshop.
Der eigentliche Zauber passiert in Photoshop. Dort legst du die Bilder übereinander, sortierst sie als Ebenen und maskierst die Bereiche, die du kombinieren möchtest. Eine typische Kombination ist der Himmel eines Fotos mit den beleuchteten Gebäuden eines anderen. Mit weichen Pinseln oder Verlaufswerkzeugen kannst du die Übergänge gestalten, sodass keine harten Kanten entstehen. Am Ende wirkt es so, als wäre alles in einem einzigen Moment aufgenommen.
Wenn du den kompletten Workflow im Detail sehen möchtest, zeige ich dir in meinem Videokurs „Cityscapes bearbeiten“ jeden Schritt. Du erfährst nicht nur, wie man Fotos für ein Time-Blending zusammenfügt, sondern auch, wie du Farben, Kontraste und Details so optimierst, dass das Endergebnis lebendig und professionell wirkt.

Ist Time-Blending Bildmanipulation? Meine Sicht darauf
Bei vielen Diskussionen rund um das Thema taucht früher oder später die Frage auf: „Ist das nicht schon Bildmanipulation?” Schließlich fügt man Aufnahmen zusammen, die nicht exakt im selben Moment entstanden sind.
Für mich persönlich ist die Antwort klar: Nein, denn es geht nicht darum, etwas in ein Bild hineinzubasteln, das es in Wirklichkeit nie gegeben hat. Ich kombiniere lediglich Lichtphasen, die tatsächlich vor Ort passiert sind, jedoch zeitlich leicht versetzt. Das Abendrot war da. Die Stadtlichter sind Minuten später angegangen. In der Realität hast du beide Phänomene mit eigenen Augen gesehen, nur eben nicht gleichzeitig auf einem einzelnen Foto.
Das Ziel der zeitlich versetzten Aufnahmen ist es, genau diese erlebte Stimmung authentisch festzuhalten. Es handelt sich also nicht um eine Manipulation, sondern um eine Technik, die die Realität vollständiger abbildet, als es ein einzelnes Bild könnte.
Natürlich gibt es Grenzen: Wenn man Elemente einfügt, die gar nicht vorhanden waren, oder die Szene stark verfälscht, verlässt man für mich den dokumentarischen Charakter. Beim klassischen Time-Blending bleibt die Szene jedoch gleich und erhält lediglich die Möglichkeit, das Erlebte noch eindrucksvoller zu zeigen.
Tipps & Fehler vermeiden
Wie bei jeder Technik gibt es auch beim Time-Blending ein paar typische Stolperfallen. Wenn du diese kennst, kannst du sie leicht umgehen und ersparst dir hinterher viel Frust bei der Bearbeitung.
Ein häufiger Fehler ist ein veränderter Bildausschnitt. Schon ein kleiner Stoß ans Stativ oder das Nachjustieren der Kamera kann dazu führen, dass die Aufnahmen später nicht mehr exakt übereinanderliegen. Achte deshalb darauf, dass dein Stativ stabil steht und die Kamera während der gesamten Aufnahmezeit nicht bewegt wird.
Ein weiterer Punkt sind unnatürliche Übergänge. Wenn du beim Maskieren in Photoshop zu harte Kanten ziehst oder die falschen Bereiche kombinierst, wirkt das Bild schnell unnatürlich. Nimm dir deshalb Zeit und arbeite mit weichen Pinseln, um harmonische Übergänge zu erzielen.
Wenn du diese Fehler vermeidest, hast du die besten Voraussetzungen für ein starkes Ergebnis. Und denk daran: Jedes Timeblending ist ein kleines Experiment – je öfter du es ausprobierst, desto besser wirst du einschätzen können, wann und wie du die Aufnahmen machst.
Fazit: Timeblending als kreatives Werkzeug
Die Timeblending-Fotografie eröffnet dir Möglichkeiten, die mit einer einzelnen Aufnahme kaum zu erreichen sind. Anstatt dich zwischen einem farbintensiven Himmel und den leuchtenden Lichtern der Stadt entscheiden zu müssen, kombinierst du beide Momente und erschaffst ein Bild, das die gesamte Stimmung einer Szene einfängt. Gerade bei Cityscapes sorgt diese Technik für lebendige Fotos, die die Atmosphäre eines Abends perfekt einfangen.
Dabei ist nicht nur die Technik wichtig, sondern auch deine Geduld vor Ort. Die Grundlage bilden ein stabiles Stativ, manuelle Einstellungen und das Warten auf die richtigen Lichtphasen. In der Nachbearbeitung fügst du die Aufnahmen dann so zusammen, dass ein stimmiges Gesamtbild entsteht. So hältst du fest, was du mit eigenen Augen erlebt hast – und genau das unterscheidet diese Technik von reiner Bildmanipulation.
Wenn du tiefer einsteigen möchtest, habe ich drei Empfehlungen für dich:
- Im Fotoworkshop in Frankfurt üben wir Timeblending direkt an der Skyline – von der Aufnahme bis zur fertigen Bildserie.
- Und in meinem Videokurs „Cityscapes bearbeiten“ siehst du Schritt für Schritt, wie ich diese Fotos am Rechner zusammenfüge und bearbeite.
Time-Blending ist kein Hexenwerk: Mit Planung, Übung und ein wenig Geduld kannst auch du beeindruckende Ergebnisse erzielen. Vielleicht ist dein nächstes Cityscape schon das perfekte Timeblend.
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