Eine Belichtungsreihe klingt zunächst nach einem kleinen Hexenwerk, ist jedoch einfach realisierbar. Belichtungsreihen sind eine elementare Technik, welche überwiegend in der Architektur- und Landschaftsfotografie Anwendung findet. Die Belichtungsreihen sind besonders bei schwierigen Lichtsituationen wie einem Sonnenuntergang sinnvoll, wenn das Motiv viel Dynamik aufweist.

Was ist eine Belichtungsreihe?

Wir Landschaftsfotografen sind häufig bei schwierigen Lichtverhältnissen unterwegs. Beim Fotografieren achte ich auf das Histogramm, damit mein Foto nicht über- oder unterbelichtet wird. Während einfacher Lichtsituationen kann bereits eine Einzelaufnahme genügen, wenn das Histogramm in den hellen und tiefen Tönen nicht ausbrennt. Fotografiert man gegen die Sonne, ist der Himmel im Vergleich zum Vordergrund sehr hell. Der Sensor der Kamera kann diese Helligkeitsunterschiede nur selten auf einem Foto erfassen. Um die Szene zu fotografieren, gibt es drei Möglichkeiten.

Die erste Option ist es, die Belichtung auf den Himmel anzupassen. Damit bleiben die Details im Himmel erhalten, doch der Vordergrund wird extrem unterbelichtet und “säuft” visuell ab. Dieser kann in der Nachbearbeitung durchaus wieder aufgehellt werden, doch dabei gehen Details verloren und das Bildrauschen nimmt extrem zu.

Die zweite Option sind Verlaufsfilter. Die Filter sind zur Hälfte abgedunkelt und in verschiedenen Stärken erhältlich. Diese haben den Vorteil, dass sie den Himmel leicht abdunkeln und damit die Helligkeit teilweise an den Vordergrund anpassen. Bei leichen Helligkeitsunterschieden ist das die beste Lösung. Vorraussetzung ist jedoch, dass der Horizont einigermaßen gerade ist und der Verlaufsfilter keine Elemente abdunkelt, die über den Horizont hinausragen.

Die letzte Möglichkeit sind Belichtungsreihen. Bei Gelegenheit nutze ich meine Verlaufsfilter von Kase, doch nicht immer ist das möglich bzw. sinnvoll. Ein Verlaufsfilter dunkelt nicht nur den Himmel ab, sonderen auch die Elemente, welche über den Horizont hinausragen. Bei einer Belichtungsreihe werden zwischen 3 und 7 Belichtungen erstellt, wovon eine bzw. zwei Unterbelichtet und Überlichtet sind.

Doch warum erstelle ich Belichtungen, die zu hell bzw. zu dunkel sind? Der Grund hierfür ist einfach. Bei den unterbelichteten Fotos sind alle Details des Himmels (z.B. Struktur und Farben der Wolken) und bei dem überlichtetem Foto alle Details des Vordergrunds enthalten.

In der Nachbearbeitung werden alle Fotos der Belichtungsreihe kombiniert. Möchtest Du nun die dunklen Bereiche aufhellen, wird kein Bildrauschen entstehen, da sich die Bearbeitungs-Software die Bildinformationen auf dem überbelichtetem Foto zieht. Gleiches gilt auch für die hellen Bildbereiche.

HDR oder Belichtungsreihe?

Die Bezeichnung HDR steht für High Dynamic Range, also eine Szene mit vielen hellen und dunklen Farbtönen. Meiner Auffassung nach unterscheidet sich ein HDR von einer Belichtungsreihe nur durch die Art der Aufnahme. Der wesentliche Unterschied ist, dass du bei HDR schon ein fertiges JPEG-Bild erhältst, da die Kamera die Belichtungsreihe bereits intern zu einem HDR zusammenfügt. Umgangssprachlich ist das ein HDR.

Bei einer Belichtungsreihe erhältst du die einzelnen Aufnahmen der Reihe und kannst sie mit einer Bildbearbeitungs-Software kombinieren. Um die volle Kontrolle über die Belichtungsreihe zu bewahren, empfehle ich Dir ausschließlich das Fotografieren einer manuellen Belichtungsreihe.

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Fotografieren der Belichtungsreihe on Location

Um eine Belichtungsreihe zu erstellen, solltest Du unbedingt mit einem Stativ fotografieren. Somit bleibt der Bildausschnitt bei allen Fotos gleich und längere Belichtungszeiten sind möglich.

Einstellungen der Kamera

Die grundlegenden Einstellungen sind sicherlich bekannt. Die ISO sollte bei maximal 100-200 liegen und die Blende für eine größtmögliche Schärfentiefe zwischen 9 und 11 eingestellt sein. Zum Schluss wird die Belichtungszeit festgelegt. Um diese passend auszuwählen, solltest du das Live-Histogramm aktivieren.

Bei einer automatischen Belichtungsreihe kommt es darauf an, was in der Kamera eingestellt wurde. Beginnt deine Kamera die Belichtungsreihen mit der mittleren Belichtung oder der dunkleren Belichtung? Dies ist relevant, um die Ausgangsbelichtung einzustellen.

Beginnt die Kamera bei der mittleren Belichtung, stelle ich die Belichtung so ein, dass der Belichtungsmesser auf +/- 0 steht. Ist das Live-Histogramm aktiviert, positioniere dich mittig. Beginnt die Reihe jedoch bei dem unterbelichteten Foto, stelle ich die Ausgangsbelichtung passend auf den Himmel ein. Dies gilt auch bei manuellen Bracketing-Reihen.

Automatische Bracketing-Funktion der Kamera aktivieren

Viele Kameras bieten heutzutage eine automatische Bracketing-Funktion an. Hierbei kann du die Anzahl der Fotos einer Belichtungsreihe auswählen (3, 5, 7 oder 9) sowie den Abstand zwischen den einzelnen Aufnahmen (Blendenstufen) einstellen. Meiner Erfahrung nach ist ein Abstand von einer Blendenstufe zwischen den Aufnahmen ideal.

Ein Beispiel: Liegt die eingestellte Belichtungszeit bei 1/40 Sekunde, erstellt die Kamera bei einer 3er-Reihe insgesamt drei Fotos, mit einem Abstand von einer Blendenstufe (1/40 Sekunde, 1/20 Sekunde, 1/80 Sekunde). Bei einer 5er-Reihe würden zuätzlich eine Belichtung mit 1/10 und 1/160 Sekunde fotografiert.

Manuelle Bracketing-Reihe erstellen

Alternativ zur automatischen Bracketing-Funktion kannst du die Belichtungsreihe auch manuell fotografieren. Die erste Belichtung sollte hierbei auf den Himmel eingestellt sein, um die Farben und Details korrekt zu erfassen. Anschließend wird die Belichtungszeit für 2-4 weitere Fotos jeweils um eine Blendenstufe erhöht, um auch die Details des Vordergrundes zu erhalten.

Zusammenfügen von Belichtungsreihen

Nach dem Fotoshooting vor Ort können die Fotos anschließend mit einer Software deiner Wahl zusammengefügt werden. Seit vielen Jahren nutze ich Lightroom für meine Organisation der Fotos sowie zur Bildentwicklung. Wie genau das Zusammenfügen der Belichtungsreihen funktioniert, lernst du in zahlreichen Videos auf YouTube. Dies ist im Blog nur schwer zu erklären.


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